Sehenswerter Independent Film

Eine Filmentdeckung! Die Weite der Nacht, uraufgeführt auf dem Slamdance Film Festival, verdient es, gesehen zu werden. Wie oft sehe ich mir Filme an, die einen guten Anfang haben, aber wenn das mysteriöse in Form von Außerirdischen oder sonstigen Gestalten auftaucht, wird es platt und dämlich. Nicht so in dieser sehenswerten Independent Film.

Um was geht es?

In einer amerikanischen Kleinstadt findet 1958 ein Basketballspiel statt, weswegen sich fast alle Bewohner bis auf wenige Ausnahmen am Spielort einfinden. Everett und Faye gehören nicht dazu. Die beiden verbringen die verbleibende Zeit bis zum Spiel zusammen, indem Everett Faye zur Telefonzentrale bringt, wo sie diese Nacht die Stellung hält, bevor er selbst als Radiomoderator auf Sendung geht.

Faye will mehr sein als eine einfache Telefonistin und sieht in dem Radiomoderator ein Vorbild. Sie hat sich ein tragbaren Aufnahmegerät gekauft und Everett bringt ihr auf dem Weg bei, wie man es benutzt, indem sie Besucher des Spiels aufnehmen und später, als sie allein auf der Straße sind, weil alle anderen beim Spiel sind, sich selbst. Spätestens hier hat mich der Film in seinen Bann gezogen, denn die extrem langen Kamerafahren und die Beleuchtung der Szenerie sind genial. Die Kamera ist ab jetzt immer extrem nah an den Figuren dran, die an ihren jeweiligen Standorten ganz allein sind, jedoch durch das Telefon miteinander verbunden sind. Und das hat einen Grund: Faye bemerkt Störungen in den Telefonleitungen und hört ein mysteriöses Störgeräusch. Alarmiert ruft sie Everett an, der das seltsame Störgeräusche live auf Sendung legt. Ein anonymer Anrufer meldet sich und erzählt, dass er dieses Geräusch kennt. Zeitgleich fängt Faye Telefonate auf, in denen Menschen von seltsamen Ereignissen berichten.

Was ist das Sehenswerte an diesem Film?

Seine Unaufgeregtheit. Dieser ruhige Film mit seinen langen Kamerafahrten und Einstellungen lässt den Zuschauern Zeit, sich ganz auf die beiden Hauptcharaktere und die Welt in den 50ger Jahren einzulassen. Musik oder Soundeffekte? Fehlanzeige. Der Film konzentriert sich auf das Wesentliche, und das ist extrem gut gelungen, denn er übergibt den Zuschauern zeitweise die Regie über die Bilder, indem er nichts zeigt, denn an einigen Stellen erlaubt es sich der Film sogar, kein Bild zu zeigen, sondern die Spannung, die in der Luft liegt, nur über das gesprochene Wort zu vermitteln, während der Bildschirm schwarz bleibt. So hören wir an manchen Stellen nur Gespräche über das Unheimliche, das vor sich geht. Gut gemachter, atmosphärischer Film für Zuschauer, die sich auf eine Erzählung über Menschen einlassen wollen, die außerhalb der Norm ihre Welt wahrnehmen.

Das Ende des Films? Still, wie der ganze Film selbst.  Sehenswert!

 

 

Der Trailer auf Englisch: https://www.youtube.com/watch?v=elvruwYkN_c

Den Film gibt es hier:  https://www.amazon.de/Die-Weite-Nacht-Sierra-McCormick/dp/B08CS4VNG1/ref=sr_1_1?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&crid=NQEYOLON2FY1&keywords=Die+weite+der+Nacht&qid=1669487611&sprefix=die+weite+der+nacht%2Caps%2C115&sr=8-1

Informationen über das Slamdance Film Festival findet ihr hier: https://slamdance.com/