Selbstbeobachtung in Zeiten der Trauer

Aus: Han Kang „Weiß“: »Ich glaube, dass dies die besten Worte für einen Abschied sind. Bitte stirb nicht. Lebe.«

In der Buchhandlung bin ich über das Buch „Weiß“ der Koreanerin Han Kang gestolpert und habe es aus dem Regal gezogen. Ich denke, es war speziell die minimalistische Aufmachung des Designs, die mich neugierig werden ließ. Die Erzählerin in diesem Buch befindet sich in einer europäischen Stadt, die unter einer weißen Schneedecke liegt.  Durch die Wahrnehmung des Schnees werden in der Erzählerin  Erinnerungen wach und sie beschließt, diese nicht zur Seite zu schieben, sondern sich ihnen hinzugeben, denn es sind nicht irgendwelche Erinnerungen, sondern die an einen Menschen, den sie nie kennengelernt hat: ihre Schwester, die wenige Atemzüge nach der Geburt in den Armen der Mutter starb.

Han Kang beschreibt in den einzelnen, teilweise sehr kurzen Kapiteln Bilder, in denen die Farbe weiß immer allgegenwärtig ist. Weiß deshalb, weil sie die Farbe der Trauer in Korea ist. Han Kangs Beobachtungen und Gedanken sind so voller Poesie, dass ich einige Texte mehrfach hintereinander gelesen habe, weil ich sie so berührend, so lyrisch und so wundervoll fand.

„Weiß“ ist ein Buch über die Trauer und deren Verarbeitung. Ein trauriges Buch? Nein. Ein poetisches, selbst beobachtendes. Ein interessantes, beinahe lyrisches. Ein lesenswertes.

Verlag: Aufbau
Veröffentlichung: 18.08.2020
ISBN: 978-3-351-03722-2
Format: Hardcover mit Schutzumschlag und Abbildungen
Anzahl Seiten: 151

Falls ihr euch noch weiter über diese kleine Buchperle informieren wollt, empfehle ich euch Deutschlandfunkkultur mit einem schönen Beitrag zu diesem Buch:
https://www.deutschlandfunkkultur.de/han-kang-weiss-emotionale-selbstbefragung-mit-hang-zum.950.de.html?dram:article_id=482642