Der Sturm tobt in den Charakteren

In der Kleinstadt Minninnewah in den USA gehen normale Bürger ihrem durchschnittlichen Leben an einem völlig unspektakulären Tag nach. Das hin und wieder ein Sturm aufzieht, ist hier nichts unüblichen, und so stört sich keiner der Einwohner an den aufziehenden Sturmwolken am Horizont.

Der offiziellen Inhaltsangabe nach haben die Menschen ab dem offiziellen Alarm nun 13 Minuten Zeit, sich in den Schutzkellern in Sicherheit zu bringen, bevor der Tornado die Stadt verwüstet und die Hauptfiguren um ihr Leben kämpfen müssen.

Diese Inhaltsangabe finde ich persönlich zu platt, weshalb „13 Minuten“ auch länger auf meiner Watchlist stand, ohne dass es mich gereizt hätte, den Film anzusehen. Auch der Trailer gibt nicht viel her außer einem üblichen Katastrophenfilm, in dem Autos durch die Luft fliegen, Fenster zerbersten und Menschen um ihr Leben kämpfen müssen plus ein bisschen Pathos hier, ein bisschen Pathos da und nun ja, sind wir am Ende nicht alle Helden?

Nope. Nicht in diesem Film.

Die titelgebende Katastrophe, der Tornado, bricht erst in der zweiten Hälfte des Films los. Was davor geschieht, ist durchaus solide gemachtes Kino. Denn der Sturm tobt in den Charakteren, und das ist gut dargestellt. Natürlich geht es nicht ganz ohne Hollywoodklischees, aber sie sind rar gesät, zum Beispiel dann, wenn der rassistische Inhaber eines Hotels seiner mexikanischen Mitarbeiterin das Leben schwer macht, während des Tornados dann aber deren mexikanischem Freund das Leben rettet.

 

Warum kann man sich den Film ansehen?

Der Film baut seine Dramaturgie langsam auf und nimmt sich viel Zeit für seine Figuren, allesamt Underdogs in einem Amerika, in dem es außer viel Arbeit, unbezahlten Rechnungen und Gott nicht viel gibt. Wer einen reinen Katastrophenfilm erwartet, ist hier falsch, denn in „13  Minuten“ geht es um Themen wie Rassismus, Homophobie und fehlgeleitete Religiosität, in Szene gesetzt in einem Amerika, dessen Felder bis weit über den Horizont reichen, der Tellerrand der Menschen jedoch nur bis zum nächsten Sturm, der stetig von der ersten Minute des Films aufzieht.
Anne Heche als religiöse Farmersfrau, die auch nach dem Sturm nicht über ihren Schatten springen kann und Thora Birch als in die Jahre gekommene Mutter füllen ihre Rollen gut aus. Auch die Nebenbesetzung versteht ihr Handwerk.
Kein Highlight, aber ein solider, gut inszenierter Film. Vier von fünf Sternen

Bildquelle: official Trailer Youtube

https://www.youtube.com/watch?v=6rpXIm41scw