Autorin, Dramaturgin, Schreibcoach

Schlagwort: Dystopie

Eine Katastrophe als Inspiration

Bei wenigen Geschichten war die Inspiration so eindeutig, wie bei meiner Kurzgeschichte „Regen“. Ich hatte einen Artikel über den „Great Smog“ in London im Jahr 1952 gelesen und war gerade zu gefangen von dem, was damals geschah. Vom 5. Bis 9. Dezember 1952 entstand in London ein durch extreme Luftverschmutzung ausgelöster tödlicher Smog. Er kroch durch die Straßen, drang in die Wohnungen ein und legte sich auf alles nieder. Autos, Möbel, Tiere, Menschen. Die Sichtweise betrug teilweise nur 30 Zentimeter. Tausende Menschen starben.
Es war ein wenig die Faszination des Grauens, die mich ergriff und mich dazu bewegte, die Kurzgeschichte „Regen“ zu schreiben. Und ganz, wie es meine Art ist, spielt Hoffnung und Zuversicht eine große Rolle in dem Drama, das sich in dieser Kurzgeschichte abspielt.
 
 
Die Geschichte könnt ihr auf meinem Blog frei zugänglich hier lesen:
 
 
Hier ein Spiegelartikel über die Katastrophe:

Die Farbe Gelb

Die Kurzgeschichte „Die Farbe Gelb“ belegte beim Literaturwettbewerb „Ein Tag in NRW im Jahr 2100“ den zweiten Platz. Der Preis wurde vom WDR und dem Literaturbüro NRW mit Unterstützung des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft ausgelobt. Hier könnt ihr den Text lesen oder hören, ganz wie ihr wollt. Es moderiert Rainer Hagedorn, Bearbeitung Cornelia Müller, Redaktion Stefanie Laaser. Es lesen Cordula Leiße und Dominik Freiberger. Weiterlesen

Lichtflecken – Kurzgeschichte

1.

Er konnte sich nicht erinnern, aber ihm war, als gäbe es einen Namen für die Lichtflecken, die die Sonne durch das Laub der Bäume auf den Waldboden legte. Er hatte diese Lichtflecken vor seinem Haus gehabt, doch der Blitz hatte in die Eiche eingeschlagen und den alten Baum zerstört, ihn von Innen zersprengt. Am nächsten Tag hatte er die Kettensäge genommen und sich das Holz geholt. Er hatte seine Kleine auf den Arm genommen und gesagt: „Der Baum wird weiter leben, hier bei uns auf der Terrasse wird er sein. Für immer. Das wird schön, du wirst sehen.“
Die Kleine hatte genickt, einen Stoffhasen am Ohr gehalten und ihm dabei zugesehen, wie er sich Stück für Stück aus dem alten Baum zurecht sägte.
Der Hase muss mal gewaschen werden, dachte er. Aber sie schafften es einfach nicht, ihr das Ding zu entlocken. Wie ein Hund und seine Decke.
Am Sonntagabend war er fertig.
„Gehen wir Mama holen.“
Die Kleine setzte den Hasen auf die Schaukel.

Für einen kurzen Moment hatte er das Gefühl, er wäre wieder zurückgekehrt in sein Leben. Das hier, dieser Moment, den habe ich erlebt, hunderte Male, immer wieder, dachte er. Der Moment, in dem er sich mit seiner Frau und Tochter auf die Schaukel setzte und die Lichtflecken auf dem Boden sah.
Der Moment der Ewigkeit. Weiterlesen

Regen – Kurzgeschichte

Der Tag war klar und kalt an diesem Morgen gegen Ende des Jahres. Ole stieg in den Transporter, einen Kipplader, und fuhr durch das Abbaugebiet in Richtung der Rampe. Anselm stand schon da und wartete. Er war ausgestiegen. Als er Ole ankommen sah, holte er seine Thermoskanne aus dem Fahrerhaus seines Transporters und schenkte seinem Kollegen ein. Ole parkte hinter Anselm, nahm den Kaffee entgegen und sagte mit seiner rauen Stimme: „Ich mag dich.“
„Wir könnten es bis morgen Nachmittag schaffen. Das Wetter ist soweit in Ordnung. Fährst du nach Osten oder Westen?“
„Ich fahre immer dir nach. Ich hänge mich an deine Rücklichter und mache ein Auge zu, damit es sich erholen kann. Mit dem anderen Auge schau ich mir das Bild von Mira an, und morgen Abend werde ich frisch geduscht und wohl duftend zu ihr ins Bett steigen.“
„Warte erst mal ab“, sagte Anselm und lachte. „Noch ist das Wetter in Ordnung, aber wer weiß, was der Tag bringen wird.

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