Als ich ein kleines Kind war, hatte ich einen großen Traum: Ich wollte Schriftstellerin werden. Nun ja, so ganz stimmt das nicht, denn eigentlich wollte ich Weltenbummlerin werden, aber meine Mutter sagte, mit irgendwas müsse ich Geld verdienen, um das zu finanzieren. Voila, da war er, mein Berufswunsch Schriftstellerin, schreiben kann man schließlich von überall aus. Und naiv, wie ich als Kind war, dachte ich, man könne damit Unmengen an Geld verdienen.

Die Vorstellung, Geschichten zu erfinden und diese anderen zu erzählen, faszinierte mich, und diese Faszination ist bis heute geblieben. Der Weg dorthin war allerdings alles andere als geradlinig. Um meinen Kindheitstraum zu verwirklichen und finanziell über Wasser zu bleiben, habe ich viele verschiedene Jobs angenommen – einige davon konventionell, andere eher exotisch. Um ehrlich zu sein: Mein Lebenslauf ist eine Katastrophe. Von „Lauf“ kann gar keine rede sein, es ist eher die Bewegung eines hakenschlagenden Hasen.

Meine Reise begann am Theater und ich entschloss mich nach einem Jahr, eine Theaterakademie zu besuchen und eine Ausbildung zur staatlich anerkannten Dramaturgin zu absolvieren. Für einige Zeit blieb ich in der Welt der Kultur, arbeitete am Theater, in einem Hörbuchverlag und als Dramaturgin in einer Medienfirma, wo ich meine analytischen Fähigkeiten einsetzte, um eine Geschichte strukturiert und spannungsvoll in Szene zu setzen.

Neben diesen kreativen Berufen tauchte ich auch in technische und handwerkliche Tätigkeiten ein. Als 3D-Designerin entwarf ich virtuelle Welten, während ich als Monteurin beim Messebau praktische Fertigkeiten einsetzte und körperlich harte Arbeit verrichtete.

Meine Reise führte mich auch zu eher ungewöhnlichen Jobs. Ich synchronisierte einen Porno, was der bestbezahlteste Job in meinem ganzen Leben war! Hemmungen hatte ich keine, Geld ist Geld, und das benötigte ich, um mein Leben als Schriftstellerin zu finanzieren.  Als Aktmodell fror ich mir an einem Wintertag den Hintern ab, der mir wenige Minuten später schier abbrannte, weil der Kursleiter einen Ofen neben mich gestellt hatte, der unablässig heiße Luft auf mich blies.

Als Friedhofsgärtnerin lernte ich, dass man für ein Kindergrab die Hände benutzt, wenn man die Erde darauf umgraben will, um neue Blumen zu pflanzen. Eine Schaufel ist für so ein kleines Grab zu groß.

„Warum machst du nicht einen richtigen Job“ wurde ich einmal gefragt, als ich erzählte, als Lageristin in einem Küchenstudio zu arbeiten. Diese Frage erstaunte mich damals, denn in meinen Augen war keine der Arbeiten weniger wert als eine andere. All diese Erfahrungen haben mich nicht nur finanziell über Wasser gehalten, sondern auch mein Schreiben tiefgehend beeinflusst. Jede dieser Tätigkeiten hat mir neue Perspektiven eröffnet und meinen Horizont erweitert. Ich habe gelernt, dass jede Erfahrung, egal wie ungewöhnlich sie sein mag, wertvolle Lektionen bereithält. Jeder Job, jede Herausforderung und jede Begegnung hat mich geformt und mir geholfen, meinen Traum zu verwirklichen. Mein Weg mag unkonventionell sein, aber er ist reich an Erfahrungen, die ich in meinen Geschichten verarbeite. Ich bin schon vieles gewesen in meinem Leben, aber eines hat sich nie verändert: Ich bin eine Schriftstellerin.