Heute habe ich den windigen Sonntag bei einem Spaziergang am Rhein genossen. Prinzipiell versuche ich, am Wochenende auch nicht in meiner Tätigkeit als Schriftstellerin zu arbeiten, denn es ist wichtig, einfach mal abzuschalten. Aber genau darin liegt ein nicht zu ändernder Punkt im Leben einer jeden Schriftstellerin und eines jeden Schriftstellers: einfach mal abschalten is` nich`. Das Wort Feierabend gibt es in diesem Beruf nicht.
Übt man den Beruf
der Schriftstellerei aus, gibt es keinen Feierabend, kein Wochenende, keine Feiertage und keinen Urlaub. Es gibt zwar diese arbeitsfreien Zeiten, in denen Schriftsteller nicht an ihrem Arbeitsplatz sitzen, um zu plotten, zu schreiben, zu überarbeiten, die Vorschläge des Lektorats durchzuarbeiten oder auch sich auf eine Lesung vorzubereiten, aber wirklich arbeitsfrei sind diese Zeiten nie. Der Kopf von Schriftstellern ist immer auf Empfang, egal, ob man das will oder nicht. Man kann es Berufskrankheit nennen, innere Stimme oder einfach Berufung. Eine Berufung macht keinen Feierabend, sie geht mit uns in den Urlaub, sie ist immer bei uns.
Am heutigen Sonntag ging ich also spazieren, ich wollte den Kopf frei bekommen, mich vom Wind durchpusten lassen. Ich habe lange einem großen Baum dabei zugesehen, wie er den Wind durch seine Blätter wehen ließ, ich habe das Glitzern des Lichts auf dem Wasser beobachtet, ich habe die Farbenvielfalt des Herbstes bewundert. Und ich habe diese kleinen, vom Wasser des Rheins angeschwemmten Holzteile gesammelt. Denn als Schriftstellerin bin ich selten allein und war es auch auf diesem Spaziergang nicht. Auch wenn ich heute nicht an meinem aktuellen Roman gearbeitet habe, so drehten sich meine Gedanken doch um das nächste literarische Projekt, das von Menschen erzählt, die in der Natur leben. Eine von ihnen, eine Frau, stellt Gebilde aus Materialien aus der Natur her. Ich musste diese Dinge einfach sammeln. Es hilft mir, mich den Figuren zu nähern, die sich langsam in meinen Gedanken bilden, sich formen, klarer werden und ihre Geschichten erzählen. Ich muss nur zuhören. Und spazieren gehen an einem arbeitsfreien Tag.
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