„Na, dann schreib dir doch den Frust von der Seele“ riet eine Freundin der Schriftstellerin Britta Röder. Aber die, so sagt sie, könne in diesen Zeiten keine Zeilen auf das Papier bringen. Doch auf einem ihrer Profile hat sie dann doch ein paar Worte gefunden, die einen kleinen Einblick in ihre Seele erlauben.

Dort schreibt sie: „Wir hissen blau-gelbe Fahnen, um Solidarität zu zeigen. Aber im Grunde trösten wir damit nur uns selbst.

Wir trösten uns darüber hinweg, dass wir kaum etwas tun können.“

Diese Sätze haben mich berührt, denn Britta Röder spricht hier aus, was auch ich fühle. Ohnmacht und Trostlosigkeit. Sie zeigt mir mit diesen Worten aber auch, dass ich nicht alleine bin mit meinen Gedanken. Das es ihr und so vielen anderen gleich ergeht. Und sie hat gezeigt, dass sie doch Worte finden kann. Keine Worte, die von literarischem Belang sind vielleicht, aber doch Worte, die helfen, die etwas transportieren.

Es werden Dinge in Bewegung gesetzt, die es so vorher noch nie gab. Die Nato, Menschen auf Demonstrationen, ja, ein großer Teil der Welt erlebt eine noch nie dagewesene Einigkeit und Solidarität. Aber all das nimmt uns kaum die Gefühle, die der Angriff auf die Ukraine, die der Krieg, den Putin begonnen hat, ins uns auslösen. Was also können wir tun? Scheinbar Belangloses. Warum? Weil es uns hilft, diese Tage zu überstehen, weil es uns einen scheinbar sicheren Alltag gibt.

Viele Teilnehmer aus dem Kurs „Kreatives Schreiben“ lassen die aktuellen Themen in ihre Aufgaben einfließen. Erst war es Corona, nun der Krieg Putins Krieg. Sie schreiben von ihren Ängsten, ihren Sorgen, sie verarbeiten sie in Gedichten, in Theaterstücken, in Kurzgeschichten. Es hilft ihnen, ihre Gedanken zu verarbeiten und vielleicht auch sich selbst zu trösten.

Ich schreibe diese Zeilen, weil ich heute in der Arbeit einer Teilnehmerin gelesen habe, dass sie sich ein wunderschönes, grünes Buch gekauft hat, um dort ihre Ideen zu notieren. Doch, so schreibt sie, oft sitze sie davor und schreibt nichts auf, weil ihr ihre Ideen belanglos vorkommen. Ich konnte dem nur widersprechen, denn keine Ideen sind belanglos. Die meisten von Ihnen werden nie verwendet werden, das ist richtig, denn ein Großteil davon wird nie in einem Roman, einem Drehbuch oder einem Theaterstück, in einem Gedicht oder einer Kurzgeschichte veröffentlicht werden. Deshalb sind sie aber alles andere als belanglos oder sogar wertlos. Was hat in diesen Tagen einen Wert? Eben die kleinen, alltäglichen Dinge. Auch wenn unsere Ideen keine großen sind, unsere aufgeschriebenen Notizen später im Papierkorb landen, so haben wir doch wenigstens welche. Lassen wir sie raus in die Welt, schreiben wir sie auf, egal, ob in einem wunderschönen Buch oder auf einen Bierdeckel. Denn wer weiß, was es uns bringen kann. Vielleicht ist die 100 Idee der Schlüssel, der einen neuen literarischen Weg eröffnet. Oder es sind Worte wie die von Britta Röder, die uns zeigen, dass wir nicht alleine sind.